Viola Maczkowiak

Weight Watchers Coach, Moabiterin, Mutter. Früher wurde Viola rot, wenn sie vor Menschen sprechen sollte – heute leitet sie Gruppen.

Viola Maczkowiak (47) sitzt auf einem Stuhl und hält ein Heft mit Essensfotos in der Hand. Neben ihr auf einem Hocker liegen zwei sternförmige mit Sand gefüllte Kissen mit einem goldglänzendem Bezug. Jedes von ihnen wiegt genau drei Kilo und hat die Größe eines durchschnittlichen menschlichen Bauchs. In einem Stuhlhalbkreis um Viola herum sitzen zehn Frauen. Die meisten von ihnen sind zwischen fünfzig und sechzig, einige um die dreißig. Es gibt lässig gekleidete Frauen mit Turnschuhen und Sweatshirt, aber auch elegante, modisch frisierte Frauen mit Schuhen im Leopardenlook. Es handelt sich um ein Treffen der Weight Watchers – geleitet von Viola.

“Diesen Schritt habe ich bis heute nie bereut”.

Im Mittelpunkt zu stehen, hätte sich Viola früher niemals vorstellen können. Wenn sie in der Schule angesprochen wurde, versteckte sie sich mit hochrotem Kopf in der hintersten Reihe und sagte am liebsten nichts. „Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal vor Menschen rede“, sagt Viola. „Geändert hat sich das eigentlich erst, als ich abgenommen hatte. Da wurde ich mutiger und habe auch gelernt, ab und zu einfach mal „nein“ zu sagen.“ Seit 2002 ist sie Weight Watchers Ernährungscoach und leitet mittlerweile seit 15 Jahren eigene Treffen. „Weil meine Freundin damals so fest an mich geglaubt hat, habe ich es geschafft, meine Angst abzulegen. Diesen Schritt habe ich bis heute nie bereut.“

Neben ihrer Arbeit als Coach ist Viola auch Verwaltungsangestellte im Rathaus. Aber ihre Motivation erhält sie vorwiegend von den Menschen in ihren Gruppen. „Ich erlebe es, dass Teilnehmer in Tränen ausbrechen, weil sie zum Beispiel 40 Kilo verloren haben. Ihr ganzes Leben hat sich dadurch verändert, und sie sind wahnsinnig dankbar für die Motivation und Unterstützung, die sie in den Treffen bekommen. Wenn ich das miterleben darf, weiß ich einfach, wozu ich das mache.“

Eine Teilnehmerin hat heute die „Drei-Kilo-Marke“ erreicht. Sie ist erst vor Kurzem bei den Weight Watchers eingestiegen. Viola reicht das goldene Sternkissen herum. „Hiermit könnt ihr selbst fühlen, wieviel drei Kilo ausmachen!“ Einige legen sich das Kissen um den Bauch und kichern. Die Gruppe klatscht Beifall.

Viola kündigt nun an, dass sie jetzt innerhalb weniger Minuten für alle ein leichtes und leckeres Eis herstellen wird. Viola ist bekennende „Thermomixerin“, und der Direktvertrieb ist ein weiteres berufliches Standbein von ihr. Sie ist fest davon überzeugt, dass das hochpreisige Küchengerät die Abnahme unterstützt und integriert die Vorführungen daher in manche Treffen.

Die Eisvorführung heute dauert nur fünf Minuten, dann sind Tiefkühlbeeren, Eiweiß und Vanillezucker gemixt und das fertige Eis wird herumgereicht. Die Teilnehmerinnen sind beeindruckt. „Als Ernährungscoach finde ich es großartig, wenn Menschen die Freude entdecken, ihr Essen mit frischen Zutaten selbst zuzubereiten. Und wenn der Auslöser der Thermomix ist, warum nicht?“

“Ich hätte da einen Neffen im Angebot…“

Aber der eigentliche Dreh- und Angelpunkt in Violas Leben sind die Weight Watchers. Sogar ihren Mann hat sie indirekt über ein Gruppentreffen kennengelernt.

„Ich habe damals im Treffen gesagt, dass ich einen Partner suche. Zwei Wochen später kam eine Frau auf mich zu und wollte wissen, ob das mein Ernst gewesen sei, sie hätte da einen Neffen im Angebot. Sie legte mir ein Passfoto und die Telefonnummer hin und meinte, ich solle da doch mal anrufen.“ Es dauerte dann noch eine Weile, bis Viola sich traute. Aber mit einem Glas Wein und dem Eröffnungssatz „ich habe Ihre Telefonnummer von Ihrer Tante“, war das Eis dann schnell gebrochen, da beide über die absurde Situation lachen mussten. Seit 2009 sind Viola und Marko ein Paar. 2011 kam ihr Sohn Lenny zur Welt. Der Weg dahin war jedoch alles andere als einfach für Viola.

“Ich bin für eine Weile in ein schwarzes Loch gefallen.“

Lange hatten Viola und ihr Mann vergeblich versucht, Kinder zu bekommen. Nach mehreren tragischen Fehlgeburten, verschiedenen Operationen und schließlich der Diagnose einer Blutgerinnungsstörung, ist Viola gesundheitlich und psychisch sehr angegriffen. Als sie bei einer Zwillingsschwangerschaft bereits ein Kind verloren hat, erblindet sie plötzlich auf dem rechten Auge. In der Notaufnahme einer Klinik erfährt sie, dass sie einen zentralen Nervenverschluss hat und für immer auf dem Auge blind bleiben wird. Kurz darauf verliert sie den zweiten Zwilling und ist verzweifelt. „Das war eine sehr schwere Zeit für mich. Ich bin für eine Weile in ein schwarzes Loch gefallen.“

Als sie dann auch noch Übelkeit und Brustschmerzen als typische Schwangerschaftssymptome bekommt, ist sie sehr beunruhigt. Sie glaubt, ihr Körper spiele ihr etwas vor, weil ihr Kinderwunsch unerfüllt geblieben ist. „Ich dachte, jetzt werde ich verrückt. Dann bin ich irgendwann in eine Apotheke und habe mir fünf Schwangerschaftstests gekauft. Und alle waren positiv! Das heißt, ich war auf ganz natürlichem Wege schwanger geworden und konnte es gar nicht fassen.“

“Die Schwangerschaft war aus heutiger Sicht die größte Herausforderung meines Lebens“.

Aufgrund der Blutgerinnungsstörung und ihrer angegriffenen Gesundheit muss Viola starke Medikamente nehmen – eine natürliche Geburt ist unmöglich. Lenny wird daher von den Ärzten per Kaiserschnitt geholt, während Viola unter Vollnarkose ist. Sie sieht ihr Kind nur ganz kurz nach dem Aufwachen und darf ihn erst mehrere Wochen später aus der Intensivstation mit nachhause nehmen.

Doch ausgerechnet das Kind, das sie sich so sehr gewünscht hat, erscheint ihr nun fremd. Zu stark war die Angst, ihn zu verlieren, zu viel hat sie durchgemacht. Mit psychologischer Unterstützung und der Hilfe ihres Mannes gelingt es ihr jedoch, auch diese schwere Phase zu überwinden.

„Die Schwangerschaft war aus heutiger Sicht die größte Herausforderung meines Lebens“, sagt Viola. „Aber heute bin ich unendlich glücklich, dass mein Sohn Lenny da ist.“

Viola Maczkowiak trifft man im:

Weight Watchers Center Berlin Moabit
Bochumer Str. 21
10555 Berlin