Renate Faltin

Als Heimkind in der DDR lernte Renate Faltin (73) schon sehr früh, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt – auch nicht die Liebe ihrer Mutter. Sie ertrug Einsamkeit, starre Regeln, ständige Schulwechsel und kämpfte sich durch ein Abitur voller Zahlen und Formeln. Dann endlich der eigene Weg: Opernsängerin. Über Fünfundzwanzig Jahre lang spielte Renate Faltin auf vielen Bühnen der DDR und begeisterte das Opernpublikum unter anderem in ihrer Glanzrolle als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte, aber auch in zahlreichen Operetten, Oratorien und Musicals. Ihr Wissen gibt sie als Professorin für Gesang an der Berliner Hanns Eisler Hochschule und als Autorin weiter. Ihr Buch „Singen lernen? Aber logisch!“ wurde bereits zum fünften Mal neu aufgelegt.

Wäre Renate Faltin auch Opernsängerin geworden, wenn sie nicht in einem DDR-Kinderheim aufgewachsen wäre? Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist, aber doch liegt es nahe. Nach der Geburt von Renate in Parchim, ergriff ihre politisch überzeugte Mutter Anni in den Nachkriegsjahren die Chance, sich im Schnellverfahren als Volksrichterin fortzubilden. Da sie selbst im Internat leben musste, konnte sie ihre unehelich geborene Tochter nicht mit unterbringen – also kam Renate ins Kinderheim, erst in Neuruppin, dann in Potsdam. Eine Zeit voller Einsamkeit, die prägend war. Schon früh musste sie die Entscheidung treffen: untergehen oder aushalten. Sie entschied sich für das „Aushalten“, denn sie musste erst wissen, wer sie ist, um sagen zu können: „Nein, das will ich nicht.“ 

Es gab vieles in ihrer Kindheit, was ihr das Herz überlaufen ließ. Da ist zum Beispiel dieser Tag, an dem sie ihre Mutter vermisst. Sie ist neun Jahre alt und läuft kilometerweit vom Kinderheim zur Mutter ins Potsdamer Zentrum und klingelt. Doch die Mutter weist sie ab. „Sie kam raus, hat mich gesehen und hat gesagt, das ist nicht in Ordnung, du gehst jetzt wieder zurück‘. Dann hat sie die Tür zugemacht.“ Bis heute hat sich dieses Ereignis traumatisch in Renates Gedächtnis eingebrannt und Spuren hinterlassen. Auch das Leben im Kinderheim ist alles andere als glücklich. Renate zählt dort zu den Schwächeren und ist daher einer brutalen Rangordnung durch die älteren Jungen unterworfen. Wie eine Dienerin muss sie für sie die Schulmappen schleppen und Mutproben bestehen. „Ich musste zum Beispiel außen auf einer schmalen Brüstung im Hochparterre zum nächsten Fenster balancieren“. Auch seelische Grausamkeiten sind an der Tagesordnung für das kleine Mädchen, die schockiert zusehen muss, wie die Jungs den Fliegen die Flügel ausreißen und die Tiere langsam torkelnd verenden lassen. „Ich bin eigentlich ein sehr emotionaler Mensch. Weil ich aber im Heim und bei meiner Mutter nicht verletzlich sein durfte, habe ich mir angewöhnt, nach außen hin abweisend zu wirken.“ Und doch gibt es in ihr dieses Bedürfnis, ihre Gefühle mit jemandem zu teilen. Es darf nur niemand sein, der sie kennt. Deshalb sprach sie damals, wenn sie es nicht mehr aushielt, einfach fremde Menschen an. „Ich habe mir Leute in der Straßenbahn gekrallt, um denen mein Herzeleid auszuschütten, weil ich wusste, dass ich die nie wieder sehen würde.“

Renate Faltin klingt nicht verbittert, wenn sie davon erzählt. Ja, es sei sicher traurig aus heutiger Sicht, aber sie habe es damals nicht so empfunden – sie kannte es ja nicht anders. Mit einem kleinen Lachen streicht sie sich durch ihr nach hinten gebundenes, schwarzgrau meliertes Haar und lehnt sich im schwarzen Ledersessel zurück. Ihre dunkelbraunen Augen sind auf die Wand vor ihr gerichtet, während sie sich erinnert. „Dieses Gefühl, mich anderen mitteilen zu wollen, Gefühle zu transportieren und Verbundenheit zu erzeugen, aber ohne erkannt zu werden, habe ich auch als Sängerin später gehabt.“ Während ihre Kollegen nach der Vorstellung Autogramme geben, schleicht sich Renate Faltin nach bejubelten Auftritten als Königin der Nacht lieber unerkannt aus dem Haus. Bühne ist Bühne und privat ist privat. Sie möchte selbst entscheiden, wann und wem sie sich zeigt. 

“Opernsängerin war von da an mein Traumberuf.”

Heute sieht Renate in ihrer schwierigen Kindheit tatsächlich einen Grund, warum sie es geschafft hat, Opernsängerin zu werden. Denn ihr Weg in den Beruf war alles andere als einfach. Dafür musste sie vieles aushalten und oft auch kämpfen – Stärken, die sie als Kind ausbilden musste, um zu überleben. Während der Heim- und Schulzeit konnte sie keine eigenen Ziele verfolgen. Sozialistische Erziehung, Regeln befolgen, lernen, was der Staat vorgibt. „Ich erinnere mich an die Lautsprecherdurchsage in den Fluren, als Stalin 1953 gestorben ist. Da sind unsere Erzieher heulend und schreiend über den Tischen zusammengebrochen.“ Dabei ist für Renate schon mit vierzehn klar, dass ihr Weg ein anderer sein soll. Als sie zum ersten Mal die Oper „La Bohème“ erlebt, weiß sie, dass sie auch auf die Bühne möchte. „Opernsängerin war von da an mein Traumberuf, aber ich habe dann immer behauptet, dass ich Tierarzt werden will,“ sagt Renate Faltin. So erspart sie sich Fragen und geht Diskussionen aus dem Weg. Sie hat schnell gelernt, dass das wohl nicht ins sozialistische Weltbild ihrer Umwelt passen würde.

Renate quält sich durch das für sie vorgegebene naturwissenschaftliche Abitur, obwohl ihre Stärken kreative sind. „Ich konnte super Gedichte aufsagen, schön singen und habe sehr gern Theater gespielt.“ Wenn sie etwas vortragen kann, ist sie glücklich, denn die Momente, in denen sie von anderen bewundert und beachtet wird, sind selten. „Ich hatte ja keine Freunde,“ sagt Renate und lacht kurz auf. Einer der Gründe ist der Beruf ihrer Mutter, die mittlerweile als Richterin arbeitet. „Wir mussten uns von der Schule her einmal eine Gerichtsverhandlung ansehen. Und dann war ausgerechnet ich mit meiner Klasse dabei, als meine eigene Mutter irgend so ein armes Schwein verurteilte, das einen Witz über Walter Ulbricht gemacht hatte.“ 

Mit zehn Jahren kann Renate das Kinderheim verlassen und zu ihrer Mutter ziehen. Diese arbeitet in der Bezirksleitung der SED als Instrukteur für Justiz in Potsdam und hat nun endlich eine eigene Wohnung bekommen. Die Konflikte zwischen Mutter und Tochter spitzen sich zu, denn sie sehen sich nun jeden Tag. „Man sagt ja, die Bindung zu einer Mutter entsteht in den ersten Jahren – aber die hatten wir ja nicht.“

Auf der Suche nach dem unbekannten Vater

Eines der größten Konfliktthemen ist der unbekannte Vater. Ihre ganze Kindheit über wollte Renate wissen, wer er ist und wie ihn die Mutter kennengelernt hat. Doch diese lehnt es kategorisch ab, darüber zu sprechen. Stattdessen wird sie jedes Mal wütend und behauptet lange, der Vater sei im Krieg gefallen, was Renate aber nie glaubt, da sie erst 1946 geboren wurde. In den Augen der Mutter war der Vater „ein schlechter Mensch“, und damit musste sich die Tochter zufrieden geben. Kein Name, keinerlei Informationen. 

Bis Renate in der Schule lernen soll, wie man einen Lebenslauf schreibt. Sie zeigt der Mutter die Aufgabe und fragt, was sie bei „Vater“ eintragen soll. Die Mutter bekommt wieder einmal einen Wutanfall. Diesmal vielleicht, weil sie im Zwiespalt ist. Wenn sie sich weigert, etwas zu sagen, wird der Lebenslauf ihrer Tochter in der Schule eine Lücke aufweisen, doch wenn sie erzählt, dass Renates Vater lange wegen Schmuggels nach dem Krieg gesucht wurde und mittlerweile im Westen lebt, könnte sie ihre Tochter verlieren. Sie ahnt wahrscheinlich, wie sehr sich Renate wünscht, ihren Vater zu treffen. 1959 gibt es noch keine Grenze, die dies verhindert hätte. Die Mutter tobt und schreit, aber nennt dann tatsächlich den Namen und das Geburtsdatum des Vaters. In ihrer Wut gibt sie auch preis, dass er in Schönwalde bei Berlin geboren wurde, verheiratet ist und einen weiteren Sohn hat. Jedes ihrer Worte brennt sich in Renates Gedächtnis ein. „Ich hatte das starke Bedürfnis, endlich meine Wurzeln zu kennen.“ Auf einem kleinen grünen Zettel notiert sie sich jedes Detail, das sie eben erfahren hat und steckt ihn in ihr Portemonnaie. So hat sie ihren Vater Erwin und ihren Halbbruder Harry immer bei sich, auch wenn sie nicht weiß, wo sie sind. 

„Gerade wenn man sich so alleine fühlt und keiner hilft einem, dann hätte man gerne entweder einen großen starken Bruder oder einen Vater, der mal so richtig Bescheid sagt.“ Doch Renate hat gelernt, alles zu vermeiden, was ihre Mutter aufregen oder missfallen könnte, denn sie fürchtet ihre heftigen Reaktionen. „Meine Mutter hat mir immer gedroht, wenn irgendwas war, dass ich sie um den Verstand bringe oder dass sie sich das Leben nehmen würde. Immer wieder.“ Erst nach der Wende, als der Vater bereits gestorben ist, lernt sie durch Nachforschungen ihren Halbbruder Harry kennen. Dass Renate seine Halbschwester ist, wird Harry klar, als sie ihm in einem Brief den Diamantring beschreibt, den ihre Mutter von Harrys Vater damals erhalten hat. „Mein Vater hat doch die Dämlichkeit besessen, sowohl seiner Frau als auch seiner Geliebten den gleichen Ring zu schenken.“ Renate schüttelt den Kopf, aber muss dabei lachen. Denn seine Dummheit hat ihr geholfen, ihren Halbbruder zu finden. Und das war für sie eines der größten Geschenke, das ihr das Leben machen konnte. 

Ein Professor hat mich ‚Miss Mäusehusten‘ genannt.
Doch ihren Lebensweg geht Renate zunächst allein. Direkt nach dem Abitur bewirbt sie sich an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar – so weit weg von ihrer Mutter wie möglich. Doch sie wird abgelehnt. „Die haben mir gesagt, dass meine Stimme noch zu kindlich ist.“ Schließlich entdeckt sie in einer Tageszeitung einen Zeitungsartikel, dass für eine Klasse an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin noch Schüler gesucht werden. Dies ist sehr ungewöhnlich, denn an allen vier Musikhochschulen der DDR sind die Aufnahmeprüfungen bereits abgeschlossen. Renate bewirbt sich und wird tatsächlich genommen, doch sie weiß, dass sie nicht die erste Wahl ist. „Die Musikhochschulen hatten bei Sängern ein Aufnahmesoll, denn 52 Musiktheater mussten mit Künstlern gefüllt werden. Da haben die genommen, was geht.“ Und das lassen die Lehrer sie deutlich spüren. „Ich hatte einen Professor, der hat mich sogar ‚Miss Mäusehusten‘ genannt.“ 

Trotz einer fachlich nicht guten Hauptfachlehrerin und wenig Unterstützung schafft Renate ihr Studium – sie beißt sich durch, erträgt vieles, weil sie ihr Ziel unbedingt erreichen möchte. „Damals war es noch so, dass man nach vier Jahren einen Chorsänger- oder nach fünf Jahren einen solistischen Abschluss machen konnte. Für den Soloabschluss kam ich als ‚Miss Mäusehusten‘ eigentlich nicht in Frage,“ stellt Renate nüchtern fest. Und doch ist es genau das, was sie möchte. Also bewirbt sie sich noch während ihres Studiums an einem sehr kleinen Theater, dem Theater Senftenberg, „eine Klitsche“, wie sie sagt. Dort will man sie nehmen, wenn sie noch ein Jahr studiert und ihren solistischen Abschluss macht. „Ich bin dann an meine Schule und habe gesagt – so. Wenn ihr mich noch ein Jahr hier lasst, dann nehmen die mich. Und dann habe ich tatsächlich nochmal ein Jahr gekriegt.“ 

Heirat, Kind und Karriere

Während des Studiums lernt Renate an der Hochschule ihren späteren Mann Peter kennen, der dort unterrichtet. „Im letzten Jahr haben wir dann bemerkt, dass es doch für länger sein könnte.“ Sehr zurückhaltend erzählt sie von dieser Liebe, die nur sie selbst etwas angeht. Sie wollen heiraten, doch Renate möchte ihren eigenen Namen behalten – ihr Name ist durch verschiedene Auftritte in der Theaterwelt bereits bekannt. Da sie keinen Doppelnamen möchte und es damals in der DDR unmöglich ist, jeweils den eigenen Namen zu behalten, heiraten sie schließlich in Ungarn. „Das hatte ganz böse Folgen,“ sagt Renate. „Jedesmal, wenn wir im Hotel unsere Ausweise vorlegten, hat die Rezeptionistin einen roten Kopf gekriegt und ihre Vorgesetzte geholt.“ Renate imitiert amüsiert den damaligen Dialog: „Herr Kroll, Sie sind verheiratet? Jaaa! Und Frau Faltin, sind Sie verheiratet? Jaaaaa! Aber nicht mit dem Mann? Dooch!“ Für zukünftige Reisen besorgen sie sich schließlich eine staatlich beglaubigte und übersetzte Eheurkunde, um im selben Zimmer übernachten zu können. 

1970, als Renate 24 Jahre alt ist, wird ihr Sohn Sebastian geboren. Zwei schlecht bezahlte und anstrengende Jahre am Theater Senftenberg und eine Zeit der freiberuflichen Tätigkeit liegen hinter ihr. Sie beginnt am Operettentheater in Dresden zu arbeiten und sie und ihr Mann pendeln abwechselnd mit dem Sohn zwischen den Städten hin und her. „Mit dem Trabant auf den schlechten Straßen hat das schon ein bisschen gedauert.“ 

Glanzrolle: Die Königin der Nacht

Ihre erste Rolle war das Hannchen in der Operette „Der Vetter aus Dingsda“. „Diese Rolle hat mich dann ewig verfolgt,“ sagt Renate Faltin und kichert, während sie in ihrem Ordner blättert, in dem sie alle Stationen ihrer Karriere abgeheftet hat. Als sie 1981 ihre Tochter Susanna bekommt, ist sie bereits gefragte Koloratur-Sopranistin für die schwierige Rolle der Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. 1977 trat sie zum ersten Mal im Theater Rostock in dieser Rolle auf und wird seitdem immer wieder von verschiedenen Opernhäusern der DDR engagiert. Herausfordernd sind die beiden Arien, bei denen die Stimme besonders in den hohen Tonlagen sehr beweglich sein muss. „Wenn da eine Note falsch ist, hört das jeder Dussel,“ sagt Renate Faltin und fügt hinzu: „Und weil ich sehr, sehr sicher in dieser Höhe war, wurde ich häufig von heute auf morgen als Ersatz angefragt.“

Auf einem Foto im Ordner sieht man Renate in der Rolle der Königin der Nacht. Riesige, dunkle Augen unter einer eng anliegenden Kappe blicken direkt in die Kamera. Ein langer schlanker Hals schwebt über dem dunklen Kostüm mit dem bestickten Stehkragen. Der Blick hält den Betrachter gefangen, er strahlt Trauer und doch gleichzeitig Entschlossenheit und Kraft aus. Es ist nicht die Königin, die man auf dem Bild sieht. Es ist Renate Faltin selbst, die sich sich hier – unter dem Schutz der Rolle – hervorwagt, sich zeigt.

Ich hatte immer schwierige Fälle, denen ich helfen musste.
Neben der Leidenschaft für das Singen hatte Renate schon früh entdeckt, dass sie sich auch sehr für die Technik dahinter interessiert. „Ich musste mich ja im Studium mit mir selber beschäftigen, weil ich es nicht gut konnte und der Unterricht sehr schlecht war.“ 

Renate Faltin beginnt 1971 neben ihrem Engagement am Theater Senftenberg an ihrem spielfreien Tag zunächst Kinder und Jugendliche an einer Musikschule in Berlin-Treptow zu unterrichten. Ihr Unterricht ist beliebt und ihr macht es großen Spaß, ihr Wissen weiterzugeben. 1977 folgt eine zweijährige pädagogische Aspirantur an der Hanns Eisler Hochschule, bei der sie nun Studenten unterrichtet, aber parallel von einer Mentorin unterstützt wird. „Das war die beste Lehrerin an der Hochschule“, sagt Renate Faltin heute. 1979 setzt sie ihre pädagogische Karriere als „Oberassistent für Gesang“ an der Hochschule fort und arbeitet nun mit eigenen Hauptfachklassen für Chor- und Sologesang. „Ich hatte immer schwierige Fälle, um die ich mich kümmern musste. Das hat mich gefordert, denn ich musste überlegen, wie ich ihnen helfen konnte.“ 

Den Auftritt überleben

Renate sieht und hört genau hin, wenn ihre Studenten singen. Oft haben sie sich über die Jahre falsche „Einstellungen“ angewöhnt, die sie nun gemeinsam mit ihnen korrigiert. „Die erste Regel für den Sänger ist es den gesamten Auftritt zu überleben. Es könnte ja noch eine Arie kommen,“ sagt Renate Faltin und lacht. Sie weiß genau, wie Gaumensegel, Lippen und Zunge bewegt werden müssen, um die Töne richtig und dabei ohne Kraftaufwand zu erzeugen. Das ist wichtig, damit die Sänger auch lange Musikstücke problemlos bewältigen können. „Was mir damals sehr geholfen hat, war meine Arbeit für die ‚Berliner Gesangswissenschaftlichen Tagungen’ der Charité“, fährt sie fort. „Ich war der Vertreter für die Hochschule und leitete gemeinsam mit Prof. Dr. Seidner von der Charité die Veranstaltungen.“ Auf der Tagung trafen sich Fachärzte (Phoniater), Gesangspädagogen und Sänger aus dem ganzen Land und tauschten sich über Klangerzeugung und die aktuellsten Erkenntnisse zur Funktionsweise der Stimme aus. Renate profitiert von diesen fachübergreifenden Erfahrungen und hält auch selbst Vorträge, leitet Veranstaltungen und stellt Methoden aus ihrem Unterricht vor. Nur mit der Unterstützung ihres Mannes schafft sie es, ihre Familie, die Gesangskarriere und den Unterricht unter einen Hut zu bekommen. „Meine Mutter konnte ich dabei ja vergessen,“ fügt Renate hinzu. Sie blickt geradeaus, keine Mimik verrät, welches Gefühl sie damit verbindet.

Besonders ihre Tochter Susanna braucht viel Aufmerksamkeit, denn sie ist Asperger-Autistin, was jedoch damals nicht erkannt wird. In der Schule ist sie oft blockiert vor Angst, will nicht sprechen, doch die Lehrer deuten dies als Verweigerungshaltung, was zu Problemen führt. Den Schulstoff muss Renate zuhause mit ihr mit ganz individuellen Methoden erarbeiten, da sie in der Schule nicht folgen kann. Wie bei ihren Schülern und Studenten auch, versetzt sie sich jetzt in die Lage ihrer Tochter und gibt nicht auf, bis sie die richtige Methode gefunden hat. „Ich musste mir immer etwas ausdenken, damit sie verstand, was gemeint war. Zum Beispiel Multiplikation anhand von Tassen und Murmeln.“ 

Karriere an der Hochschule

Während sich Renate in den achtziger Jahren zur gefragten Opernsängerin und Gesangspädagogin entwickelt, findet in der DDR ein dramatischer künstlerischer Aderlass statt. Seit der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 haben über 350 Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller und bildende Künstler in den 1980er Jahren die DDR verlassen. Wer Kritik übt, erhält Auftrittsverbot oder wird politisch verfolgt. 

„Für meine Mutter hatte die Partei immer Recht, denn der Sieg des Sozialismus stand über allem. Mir lag das aber nicht.“ Renate ist nicht in der Partei – sehr zum Bedauern ihrer Mutter. „Zunächst bin ich nicht in die Partei gegangen, weil ich mich nicht gut genug fühlte, selbstredend. Ich war ja nur ein blöder Student. Dann irgendwann stellte ich fest, hier stimmt was nicht und dann hätten mich auch keine zehn Pferde mehr reinbekommen.“ Diese Weigerung ist immer wieder Anlass für Streite mit der Mutter, die sogar Renates Mann dafür Vorwürfe macht, dass er es nicht schafft, sie umzustimmen. 

Nach sieben Jahren als Oberassistent wird Renate Faltin 1986 vom damaligen Rektor Prof. Olaf Koch der Hanns Eisler Hochschule für eine Dozentur vorgeschlagen – eine deutliche Verbesserung gegenüber ihrer aktuellen Position: „Als Dozent musstest du weniger arbeiten als die Oberassistenten und hattest endlich auch eine Altersversicherung.“ In der DDR war es nicht möglich, sich für eine derartige Position zu bewerben. Stattdessen hing alles davon ab, dass ein Vorgesetzter die Berufung als Dozent am eigenen Institut vorschlug. Die formale Ernennung erfolgte dann in einem öffentlichen Festakt über das Ministerium für Kultur. 

Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit dem Kaderentwicklungsplan wedelt.
Doch im selben Jahr wird Prof. Ragwitz neuer Rektor der Hanns Eisler Hochschule, und entscheidet im Alleingang, dass diese Dozentur als eine „außerordentliche“ zu verstehen sei. Dies hätte bedeutet, dass Renate Faltin nur den Titel „Dozent“ erhalten hätte ohne die damit verbundenen Leistungen. Erst zwei Tage vor der geplanten Berufung soll ihr dies der Abteilungsleiter schonend beibringen. Doch Renate hat bereits über ihre Kollegen davon erfahren. Im Gespräch lässt sie ihn sehr direkt wissen: „Lass stecken, das haben mir schon welche erzählt.“ Daraufhin wird sie zum Rektor zitiert, der verlangt, dass sie Namen nennt. „Ich sehe den heute noch vor mir, wie er mit dem Kaderentwicklungsplan wedelt.“ Er macht ihr klar, dass ihre weitere Karriere nun davon abhänge, ob sie die „undichte Stelle“ verrate. Sie weigert sich, will eine Beförderung aufgrund ihrer Leistungen, nicht aufgrund einer Denunziation.
Ich arbeite wie ein Dozent, ich berufe mich auf die Verfassung.
Renate Faltin wendet sich an die Konfliktkommission der Hochschule, weil sie eine gerechte Vergütung für die tatsächlich geleistete Arbeit und Lohnnachzahlungen fordert. Sie ist fest überzeugt, dass sie für ihr Recht kämpfen kann. „Ich habe gesagt, ich arbeite wie ein Dozent, ich berufe mich auf die Verfassung, ich möchte gleiches Geld für gleiche Arbeit.“ Im Oktober 1987 wird eine Konfliktverhandlung angesetzt, doch da der Rektor nicht erscheint, findet die Verhandlung nicht statt. 

Doch Renate glaubt immer noch, dass sie auf Basis der DDR-Verfassung erfolgreich klagen kann und wendet sich an einen Juristen. „Der hat mir dann ganz deutlich gesagt, ich könne zwar klagen, aber dass ich am Schluss kein Recht kriegen würde.“ Erst da wird ihr klar, dass es naiv und blauäuig war, den Staat herauszufordern. Hinzu kommt, dass ihr der Rektor in einem Kadergespräch nahelegt, ihren Antrag an die Konfliktkommission zurückzuziehen, da es sonst „keine Klarheit über ihre weitere Tätigkeit und Entwicklung gäbe“, wie es im Gesprächsprotokoll heißt. Diese nur schwach verschleierte Nötigung bringt ihre sozialistische Überzeugung vollkommen ins Wanken.

Renate Faltin wird schließlich weder zur Dozentin berufen, noch wird ihrem Antrag für eine gerechte Bezahlung für sich und weitere betroffene Mitarbeiter stattgegeben. Ihre Arbeitssituation an der Hanns Eisler Hochschule wird immer schwieriger, Kollegen beginnen, sie zu schneiden und setzen sich in Versammlungen nicht mehr zu ihr.

Doch die Studenten schätzen sie sehr. Immer wieder wechseln sie bewusst zu ihr, weil sie unzufrieden mit anderen Lehrern sind. Es spricht sich herum, dass man bei ihr mit Problemen nicht allein gelassen wird. Wenn Fragen entstehen, forscht Renate so lange, bis sie ihren Studenten eine fundierte Antwort geben kann. Manchmal stellt sie sich so lange vor einen Spiegel und probiert Zungen-, Gaumen-, Mundstellungen aus, bis sie herausgefunden hat, was ihr Student falsch macht. 

DDR im Umbruch

Renate Faltin ist keine Systemkritikerin. Doch sie kann nicht alles einfach hinnehmen – trotz der sozialistischen Erziehung in den SED-Kinderheimen und ihrer linientreuen Mutter. Ihre Erfahrung mit der Berufung lässt sie immer weiter zweifeln. Im Oktober 1988 beschließt die DDR-Regierung, das sowjetische Magazin „Sputnik“ nicht auszuliefern. Es hatte über den von der SED verleugneten deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt berichtet. Renate Faltin ist als Abonnentin verärgert über diese Gängelung. Sie nimmt ein altes Titelblatt des Magazins, gestaltet es als Traueranzeige um mit schwarzem Rand, Kreuz und dem „Todesdatum“ Oktober 1988 und hängt es an die Wand der Hochschulmensa. „Zum Glück bin ich nicht erwischt worden,“ sagt Renate nachdenklich.

Außerhalb der Hochschule herrscht Unruhe in der DDR. Die Glasnost-und Perestroika-Bewegung in der Sowjetunion lässt viele Bürger hoffen, dass auch das DDR-Regime sich offen für Veränderungen zeigt. Immer deutlicher fordern sie Reformen ein. Doch die DDR-Regierung sieht keinen Anlass für Selbstkritik und geht mit aller Macht gegen ihre Kritiker vor. 

Im Januar 1989 gelingt es 500 Menschen, auf dem Leipziger Marktplatz für das Recht auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie Pressefreiheit zu demonstrieren. Über 50 Demonstranten werden verhaftet, aber nach Solidaritätsaktionen in vielen DDR-Städten nach wenigen Tagen Haft wieder freigelassen. Es formieren sich die Leipziger Montagsdemonstrationen, bei denen im Herbst erstmals 1200 Menschen durch die Innenstadt ziehen. Renate Faltin erlebt dies hautnah, denn sie hat zu dieser Zeit ein Engagement am Leipziger Opernhaus für die Zauberflöte und pendelt für die Proben zwischen beiden Städten hin und her. 

Der Anfang vom Ende der DDR

Die politische Unruhe ist auch auf die Musikhochschule übergesprungen, wo über die Zukunft der DDR diskutiert wird und die alten Abteilungsleiter von den Studenten und einigen Lehrern nicht mehr akzeptiert werden. Nachdem die Polizei am 7. Oktober, dem 40. Jahrestages der DDR, Demonstranten mit brutaler Gewalt niederknüppelt, verhaftet und misshandelt, ist Renate Faltin sehr betroffen. Sie folgt  der Initiative von Berliner Schauspielern und Künstlern und nimmt am 28. Oktober 1989 – zehn Tage nach Honeckers Rücktritt, an der Lesung von Ulrich Mühe im Deutschen Theater teil. Mühe liest aus Walter Jankas Memoiren „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“, die zu diesem Zeitpunkt nur im Westen erschienen sind. Janka rechnet in seinem Buch ab mit politischer Heuchelei, Polizeistaatlichkeit, Rechtsbeugung und Menschenverachtung. Die Schlange vor dem Theater reicht bis zur Friedrichstraße, die Lesung wird mit Lautsprechern auf die Straße übertragen, einige Menschen weinen.

Am 4. November findet auf dem Alexanderplatz die erste genehmigte nichtstaatliche Demonstration der DDR mit über 500.000 Teilnehmern und bekannten Rednern wie Stefan Heym, Gregor Gysi, Christa Wolf oder auch Heiner Müller statt. Auch Renate ist dabei: „Viele wünschten sich – wie ich – eine bessere DDR, ohne sie ganz abschaffen zu wollen. Aber dann habe ich einige schwarz-rot-goldenen Fahnen ohne DDR-Emblem gesehen und wusste plötzlich: die DDR wird es nicht mehr geben, die Menschen wollten einfach ein besseres Leben.“ Am 9. November fällt die Mauer und die DDR, wie sie einmal war, beginnt sich aufzulösen.  

Trauer und Überleben

Doch im November 1989 stirbt Renates Mann an einem Herzinfarkt. Das lässt alles andere plötzlich unwichtig werden. Trotz des Schocks und der Trauer muss Renate irgendwie funktionieren: Susanna, ihre Bühnenauftritte, die Gesangsklasse und Behördengänge. Kurz vor Weihnachten muss sie aufs Amt gehen, um ihren Mann persönlich abzumelden und seinen Personalausweis abzugeben. Renate nimmt alles wie unter einem Schleier wahr, alles wirkt auf sie unwirklich. „Ich musste zuhören, wie die Frauen sich am Telefon über Weihnachtsgeschenke austauschten, und sollte gleich sagen ‚guten Tag, mein Mann ist gestorben.“ Die Art wie sie erzählt, lässt nur ahnen, wieviel Kraft es sie gekostet haben muss, diese Zeit zu überstehen. Sie verbirgt ihr Gefühl hinter einer Szenenbeschreibung, lässt nur den Zuschauerblick zu. Diese Distanz ist es, mit der sie andere Menschen täuscht und glauben lässt, sie sei nicht emotional und somit auch nicht verletzlich. Ihre Gefühle gibt sie Fremden nicht gern preis, das hat sie verinnerlicht, denn es hat ihr geholfen, ihre lieblose Kindheit zu überleben. Ihre Stärke schöpft sie auch aus dieser Zeit. Nur so hat sie ihre Tochter versorgt, ist aufgetreten, hat unterrichtet, ist mit dem Alleinsein klargekommen und hat sich ein neues Leben in einem für sie neuen Land aufgebaut. 

1990, unter einer neuen Rektorin, erhält Renate Faltin endlich die ursprünglich versprochene Dozentenstelle – rückwirkend ab Februar und bis zum offiziellen Ende der DDR. Es ist eine Art Aufarbeitung durch die Hochschule für Musik, von der auch Studenten profitieren, die damals aus politischen Gründen ihr Examen nicht machen durften. Kurz darauf stellt Renate Strafanzeige gegen den damaligen Rektor Prof. Ragwitz, dessen Machtmissbrauch und Nötigung sie dokumentiert wissen möchte. Ein Untersuchungsausschuss gibt ihr 1991 in allen Punkten recht. 

Abschied von der Oper

Im Sommer 1990 steht sie zum letzten Mal im Goethetheater Bad Lauchstädt bei einer Inszenierung des Theater Halle als Königin der Nacht auf der Bühne. „Ich war besonders gut an diesem Abend, wollte mir selbst einen würdevollen Abschied geben, denn niemand außer mir wusste davon.“ Sie hat diesen Entschluss bewusst gefasst, weil sie sich mehr um ihre Tochter kümmern möchte, die damals gerade elf Jahre alt ist. Hinzu kommt, dass sehr viele Theater neue, meist westliche, Intendanten haben. „Ich hätte da vorsingen müssen wie ein Anfänger – guten Tag, ich bin die Neue, ich komm jetzt öfter – neee. Also das war gegen meine Ehre.“ 

Nach der Wende werden die alten Hochschulstrukturen und somit die Stellen neu organisiert. Doch von ihrem Arbeitsplatz bei der Hochschule hängt ab, ob Renate ihre Tochter allein versorgen und ihr Haus weiter finanzieren kann. Dafür muss sie eine letzte berufliche Hürde nehmen und sich erneut bewerben, obwohl sie seit Jahrzehnten an der Hochschule beschäftigt ist. Als sie die ausgeschriebene Professorenstelle bekommt, ist sie sehr erleichtert. Endlich ist sie mit ihrer Tochter sozial abgesichert. 

Ich sehe mit dem Ohr.
Renate Faltin hat mittlerweile hunderte von Schülern in der ganzen Welt ausgebildet und gibt auch seit ihrer Emeritierung am 1. April 2011 weiter Unterricht als Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Viele ihrer Schüler und Studenten haben Karriere gemacht oder sind gerade dabei. So z. B. Annika Schlicht, Mezzosopranistin an der Deutschen Oper Berlin, Fatma Said, Sopranistin mit Engagements an der Mailänder Scala oder auch der Countertenor Jörg Waschinski. Doch besonders stolz ist sie auf die, die gar nicht so bekannt sind, die nach jahrelangem Studium kurz davor waren, aufzugeben und es mit ihrer Hilfe dann doch geschafft haben. „Es gibt so viel Scharlatanerie in diesem Beruf. Die Vorgaben, um Gesangslehrer zu werden sind ‚international bekannt‘, ‚Lehrerfahrung haben‘ und ‚vorsingen‘. Und dann passiert es häufig, dass Professuren nach Popularität der Person vergeben werden. Nach meiner Auffassung sind das aber zwei verschiedene Paar Schuhe.“ Nur wenige Gesangslehrer seien in der Lage, Studenten so zu unterrichten, dass sie bewusst ihre Klangräume einstellen können. „Dabei gibt ja nur wenige, die die Klappe aufmachen und alles funktioniert, weil die Natur das so gemacht hat.“ Bei ihren Schülern achtet sie auf viele Details. „Ich sehe mit dem Ohr. Ich höre, was sie anatomisch tun, welche Fehler sie dabei machen.“ 

Renate liegt viel an ihren Schülern. Auch nach Jahren hält sie den Kontakt zu ihnen. Jedes Jahr veranstaltet sie eine Gartenparty in ihrem Haus in Berlin-Niederschönhausen – eine „Fête“ wie sie es nennt. „Es ist immer unterschiedlich, wer kommt, denn am Theater hast du ja nur zwei wirklich gesicherte Feiertage – Heiligabend und den ersten Mai.“ Es wird viel gesungen und die Ehemaligen tauschen ihre Erfahrungen über die unterschiedlichen Theater mit den aktuellen Schülern von Renate aus. „Das lieben alle immer sehr.“

Die meisten sind voller Selbstzweifel.
Ihre vielfältigen Erfahrungen mit Studenten zum Gesangsunterricht hat Renate Faltin in einem Buch aufgeschrieben. „Ich habe mir manchmal an den Kopf gefasst, wie schlecht manche gesungen haben, obwohl sie schon fünf Jahre Unterricht hatten.“ Im Jahr 2000 erschien die erste Ausgabe von „Singen lernen? Aber logisch! Von der Technik des klassischen Gesangs“. Mittlerweile gibt es das Buch bereits in der 5. Auflage. Es ist zu einer Art Standardwerk geworden. Mit leicht verständlicher Sprache und ungewöhnlichen Fotos von Mundinnenräumen erklärt sie, was nötig ist, um die Töne zum Klingen zu bringen. Für Renate Faltin ist das die Grundvoraussetzung, um auch mit Stimmproblemen besser umzugehen. Wer genau weiß, was er anatomisch tun muss, um einen Ton zu erzeugen, wird seine eigenen Fehler analysieren und gezielt korrigieren können, statt in eine Stimmkrise zu geraten. Denn Singen hat viel mit Psyche zu tun, davon ist Renate Faltin überzeugt. „Das Bild vom überkandidelten Sänger, der mit einem weißen Schal abgehoben durch die Gegend rennt, stimmt nicht, die meisten sind voller Selbstzweifel.“ Renate möchte allen die richtigen Instrumente an die Hand geben, um ihren Weg zu gehen.

Doch das allein reicht nicht. „Ein Sänger muss das innere Bedürfnis haben, seine Seele auf diese Art und Weise zu zeigen. Ich selbst bin nur der Verkehrspolizist – ich kann sagen, hier nicht und jetzt so und jetzt abbiegen, aber fahren muss jeder allein.“

Renate Faltin trifft man an der:

Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Charlottenstraße 55
10117 Berlin

Web: www.hfm-berlin.de

Renate Faltin kann man hier singen hören:

 

Die Fée Urgèle - Johann Abraham Peter Schulz

von Renate Faltin

Peter Lüder

Jahrzehnte lang spielte oder inszenierte Peter Lüder (52) Theater. Nach der Geburt seiner Tochter und einem schweren Unfall, bei dem er ein Bein und fast sein Leben verlor, krempelte er sein Leben um. Heute arbeitet Peter als Rhetoriktrainer, Vortragsredner und Präsentationscoach in Berlin.

Peter Lüder wohnt in Berlin-Kreuzberg in einer Altbauwohnung direkt am belebten Mehringdamm. Hier bereitet er seine Seminare vor oder empfängt Kunden, die sich von ihm coachen lassen. Die Wände seines hellen Arbeitszimmers hängen voll mit Metaplanpapier, Notizzetteln, Fotos. In der Ecke lehnen Krücken.

„20 Jahre lang war Theater für mich das Wichtigste – die Nummer eins.“ Peter wirkt durch und durch authentisch, wenn er spricht. Seine Sätze lassen den Berliner durchscheinen – keine geschliffene Rhetorik, sondern Humor, breites Lachen und viele „ähms“, wenn er kurz nachdenkt. So entspannt wie er jetzt in einem knallroten Sessel sitzt und witzelnd über sein Leben erzählt, kann man sich nicht vorstellen, dass es ausgerechnet die Schüchternheit gewesen sein soll, die Peter Lüder anfangs zum Theater brachte.

Und doch mochte Peter sich in der Schulzeit selbst nicht. Er wird ständig rot, schämt sich für vieles und möchte das gleichzeitig gern ändern. Er will wissen, wer er eigentlich ist und was ihn antreibt. Zu der Zeit überlegt er, Psychologie zu studieren. Letztendlich entscheidet sich Peter Lüder aber für ein Studium der Theaterwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sein Vater bezahlt ihm zusätzlich Schauspielunterricht, weil er hofft, dass sein in sich gekehrter Sohn dadurch Vorteile bei Bewerbungsgesprächen hat. Dass Peter einmal auf der Bühne stehen wird, glaubt er keine Sekunde.

Doch Peter entdeckt die Freunde am Theater, nimmt Tanz- und Sprechunterricht, spielt in Laiengruppen. Er schreibt sogar ein erstes eigenes Stück, von dem er lachend sagt, es sei glücklicherweise verschollen. Nach zwei Jahren Studium und Schauspielunterricht fährt er 1988 kurzentschlossen zu einem Theatervorsprechtermin in die Schweiz. Das Städtebundtheater in Biel/ Solothurn engagiert ihn von der Stelle weg, und aus der Selbsttherapie wird plötzlich Beruf. „Ich war 22, sah aus wie 15 und sah auch noch gut aus. Das half mir dabei, engagiert zu werden.“ Dies allein reicht natürlich nicht, um am Theater erfolgreich zu sein. Hinzu kommen harte Arbeit, Leidenschaft und der ein oder andere Zufall. So sitzt bei der Premiere seines ersten Stückes (Tennessee Williams „Endstation Sehnsucht“) ein Intendant im Publikum, der ihn für sein Sommertheater engagiert. Es folgen Engagements an verschiedenen Theatern in Deutschland und der Schweiz. „Am Anfang war es vor allem Talent und mein Typ, der sich verkauft hat. Und dann hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich aus heutiger Sicht sagen würde, dass ich den Beruf richtig konnte.“

“Das war wie von null auf hundert”

Sehr schnell wird Peter Lüder klar, dass er selber als Regisseur Stücke inszenieren möchte. Neben seiner Schauspieltätigkeit übernimmt er daher immer wieder Regiehospitanzen und -assistenzen bei unterschiedlichen Regisseuren. Den endgültigen Ausschlag gibt die Zusammenarbeit mit Peter Zadek am Berliner Ensemble für „Antonius und Cleopatra“, bei dem er 1994 hospitiert. Doch der Weg zum Engagement als Regisseur ist schwierig. Also schafft sich Peter die Chancen selbst, indem er 1994 damit beginnt, in der freien Berliner Theaterszene Stücke zu produzieren und zu inszenieren. Das Geld dafür verdient er als Schauspieler an verschiedenen Theatern wie z. B. in Zürich oder München. In vier Jahren stellt er als Regisseur parallel zu seiner Schauspieltätigkeit acht Produktionen auf die Beine, darunter Stücke von Molière, Wolfgang Bauer, Shakespeare und eigene Dramatisierungen. „Ich war sehr fleißig, denn ich wollte das unbedingt schaffen.“ Als er 1998 „Leonce und Lena“ von Georg Büchner auf die Bühne bringt, wird er vom Staatstheater Dresden entdeckt und engagiert. „Da war ich plötzlich Staatstheaterregisseur und das war dann wie von null auf hundert.“

Peter, der den Rausch des Theaters liebt, richtet sein Leben komplett danach aus. Bis 2007 schafft er fast vierzig Inszenierungen, ist ständig unterwegs zwischen Berlin und den verschiedenen Städten, in denen seine Stücke laufen. Zum ersten Mal stellt er dieses Leben ernsthaft in Frage, als seine Tochter Lavinia 2004 geboren wird. Es läuft zwar beruflich hervorragend für Peter, aber die Kehrseite seines Erfolgs ist deutlich: seine Familie sieht er nur am Wochenende.

“Mit Menschen quatschen und arbeiten, dit kannste“

Das macht ihm immer mehr zu schaffen, denn Lavinia sieht in ihm einen Fremden, wenn er samstags nachhause kommt. „Sie ließ sich nicht von mir auf den Arm nehmen. Als sie sich am nächsten Tag wieder an mich gewöhnt hatte, musste ich schon wieder zurück an irgendein Stadttheater in irgendeiner anderen Stadt.“ An diesem Punkt wünschte sich Peter plötzlich nicht mehr, erfolgreich zu sein. „Ich erinnere mich noch daran, wie mir ein Intendant anbot, ein Stück zu inszenieren und ich innerlich dachte, scheiße, dann bist du schon wieder sieben Wochen weg.“

Ab diesem Moment sucht Peter intensiv nach einem zweiten Beruf neben dem Theater. Er stößt auf das Thema Coaching und liest sich darin ein. Er merkt, dass ihm das liegen würde. Peter fasst diesen wichtigen Wendepunkt in seinem Leben mit einem Augenzwinkern und im Berliner Dialekt zusammen: „Mit Menschen arbeiten und quatschen, dit kannste. Und wenn jemand Probleme hat, dann ordneste die. Dit könnte gehen.“

Doch wie wird man Coach? Durch Zufall entdeckt Peter eines Morgens in seiner Tageszeitung die Ausschreibung des Berliner Bildungsträgers „Forum Berufsbildung“ für den Ausbildungsgang „Bewerbungscoach“. Kurzentschlossen stellt er sich vor und wird sofort angenommen. Bis Ende Februar 2007 will Peter noch eine letzte Inszenierung in Hamburg abschließen, um dann direkt mit der Ausbildung in Berlin zu beginnen.

Die Premiere für das Stück findet an einem Sonntagabend statt. Direkt danach macht sich Peter auf den Weg zurück nach Berlin. Gemeinsam mit seiner Freundin Nina und einem Freund fährt er gegen ein Uhr morgens im VW-Caddy aus Hamburg los. Peter legt sich hinten auf die Liegefläche des Kastenwagens, um zu schlafen. Um drei Uhr morgens läuft ein Tier über die Straße, der Fahrer verreißt das Steuer, und der Wagen rast in die Mittelleitplanke. Peter wird bei 100 km/ h aus dem Wagen in die Leitplanke geschleudert und sehr schwer verletzt. Sein Leben hängt am seidenen Faden.

“Ich wollte mein Leben so schnell wie möglich zurück“

Zehn Tage lang liegt Peter im Koma. Als er erwacht, ist sein linkes Bein oberhalb vom Knie amputiert und sein rechtes zwischen Knie und Knöchel zertrümmert. Zusätzlich hat er zahlreiche andere gefährliche Verletzungen wie einen Halswirbelbruch und ein Schädel-Hirn-Trauma.

Peter braucht eine Weile, um zu realisieren, was tatsächlich passiert ist. Sein Hirn funktioniert irgendwann wieder, aber der Unfall und die Folgen bleiben mehrere Wochen irreal. Peter versteht nicht, dass sein Bein weg sein soll, dass er nicht mehr normal laufen kann. Es kribbelt doch, also muss es doch noch da sein! Doch sein Lebenswille ist sehr stark, so dass er diese neue Situation schon bald als Herausforderung betrachtet, der er sich stellen will. „Ich wollte mein Leben so schnell wie möglich zurück.“

Peter Lüder ertrotzt erst eine Verlegung von Schwerin nach Berlin und will schließlich nach nur fünfeinhalb Wochen und entgegen dem ärztlichen Rat und dem Rat seiner Familie nachhause. Sein Vater versucht zwar, ihn dazu bringen, eine neue Wohnung zu suchen. Aber das kommt für Peter nicht in Frage. „Ich hatte doch schon mein Bein weggegeben, da gebe ich doch nicht auch noch mein Zuhause weg.“ Nach einem eintägigen Rollstuhltraining im Krankenhaus kommt er endlich zurück in seine Wohnung in Berlin-Kreuzberg. „Da saß ich dann hier oben in meinem Rollstuhl im Adlerhorst ohne Fahrstuhl. Aber es war absolut richtig, zuhause zu sein.“

Doch der Alltag in der Altbauwohnung ist nicht einfach. Duschen geht nur mit Unterstützung der mobilen Pflege und im etwas größeren Bad der Nachbarn. Er selbst kann nicht mithelfen, da er sein rechtes Bein noch nicht belasten darf. Auch seine Freundin übernimmt nun viele zusätzliche Aufgaben. „Nina war immer da mit unglaublichem Einsatz, erledigte alle Einkäufe und trug die kleine zweijährige Lavinia noch dazu. Sie hat mich mit ihrer Liebe durch eine wirklich harte Zeit begleitet.“ Man spürt, wie stark die Verbindung auch heute noch ist, obwohl beide mittlerweile getrennt leben. „Nina ist die Mutter meiner Tochter. Sie saß damals mit im Unfallauto. Wenn sie mich in der Nacht nicht auf der Autobahn gefunden hätte, wäre ich jetzt tot“, sagt Peter mit starr nach unten gerichtetem Blick. Er trinkt einen großen Schluck Kaffee, bevor er weiterspricht. „Auch meine Freunde haben mich sehr unterstützt.“ Sie tragen Peter huckepack die Treppen hinunter, da es keinen Fahrstuhl gibt. „Am meisten beeindruckt hat mich Boris, der Steinmetz. Der ist mit seinen 1,70 m zwar nicht groß, hat mich aber vollkommen leichtfüßig rauf und runtergetragen und wollte danach noch nicht mal ein Glas Wasser“, sagt Peter und lacht laut.

Aber Peter will unbedingt wieder gehen können. Sein Wunsch nach Autonomie ist so stark, dass er es schafft, nach nur vier Monaten  mit der Prothesenversorgung zu beginnen. Er lernt ein zweites Mal in seinem Leben laufen. Erst in der Gangschule des Unfallkrankenhauses Berlin, dann ohne Krücken, schließlich selbstständig.

“Meine Persönlichkeit war dieselbe geblieben“

Sechs Monate nach dem Unfall beginnt er die Ausbildung zum Bewerbungscoach. Den Weg dahin hat er sich mühsam zurück erkämpft und schafft es nun nach und nach trotz vieler Rückschläge, wieder Selbstvertrauen zu gewinnen und sich selbst zu akzeptieren. Die Freude am Leben ist letztendlich groß wie zuvor. „Ich hatte mich nicht wirklich verändert. Äußerlich sah ich etwas anders aus, doch meine Seele, meine Persönlichkeit war dieselbe geblieben. Ich wollte immer noch ein schönes Leben führen, immer noch fröhlich sein, immer noch mit Menschen zusammen sein und ihnen etwas geben.“

Drei Monate lang lernt er intensiv Didaktik und Methodik in Verbindung mit Elementen des Coachings, um als Bewerbungstrainer arbeiten zu können. Nach Ende der Ausbildung wird er direkt vom Bildungsträger als Trainer übernommen. Eineinhalb Jahre lang arbeitet er dort und bildet Langzeitarbeitslose und auch Jugendliche weiter.  „Ich habe alles durch die Bank gemacht – von Kommunikation über Bewerbung, Moderation und Konflikt.“ Es macht ihm Spaß. Doch er merkt, dass das noch nicht alles ist, möchte sich weiterentwickeln. „Ich wusste, ich muss das Trainerdasein zusammenbringen mit meinem Theaterhintergrund, aber fand keine Bezeichnung dafür. Theatertrainings für normale Menschen gibt es ja nicht.“

Die Verbindung entdeckt er schließlich unter dem Titel „ Rhetorik“. Peter bietet daraufhin sehr erfolgreich im Forum Berufsbildung erste „Rhetoriktrainings“ an.

“Ich hätte es ja auch völlig in den Sand setzen können”

Auch mehrere private Hochschulen beauftragen Peter Lüder als Dozenten, obwohl er nie einen Uniabschluss gemacht hat. Dafür bringt er aber geballte Kompetenz aus dem Theaterleben mit. Bei der Makromedia – Hochschule für Medien wird Peter für ein ganzes Semester für Moderation, Rhetorik und Präsentation beauftragt, was ihn freut, aber auch überrascht. „Ich dachte – ok, ich bin ja ein sympathischer Typ, aber die wussten ja nüscht von mir. 2010 hatte ich nicht viele Referenzen außerhalb des Forum Berufsbildung. Ich hätte es ja schließlich auch völlig in den Sand setzen können.“ Doch das Semester wird ein voller Erfolg. Die Studierenden sind begeistert – das Vertrauen in Peter zahlt sich aus.

Auch die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) möchte ihn unbedingt haben und erfindet eine Sonderregelung nur für ihn, denn eigentlich hätte er einen Hochschulabschluss gebraucht, um dort als Dozent arbeiten zu können. Peter erzählt grinsend, dass er letztendlich nur die Bestätigung über den Abschluss seines Grundstudiums der Theaterwissenschaften vorlegen konnte.

Ende 2010 hat Peter Lüder es geschafft. Er ist endlich in Berlin und verdient regelmäßig Geld. Beim Theater hatte er bislang von Stückverträgen gelebt, die hochgerechnet auf die Vorbereitungs- und Umsetzungszeit eher niedrig ausfielen. Peter ist jedoch noch nicht am Ziel, denn er möchte noch mehr mit seinem Theaterhintergrund arbeiten. Als Schauspieler und Regisseur kann er Menschen bei Reden und Vorträgen unterstützen – sei es beim Umgang mit Lampenfieber oder beim dramaturgischen Aufbau. Daher knüpft er parallel Kontakte zu Firmen, wo genau diese Unterstützung häufig gebraucht wird.

2011 wird Peter zum „Trainertag“ von Daimler nach Stuttgart eingeladen und nach einem langen Bewerbungsgespräch tatsächlich in den Trainer-Pool aufgenommen und coacht Führungskräfte für ihre Auftritte. Später kommen weitere große Unternehmen hinzu. „Was ich früher für eine ganze Regiearbeit bekam, verdiente ich jetzt in fünf oder sechs Tagen. Ich war vollkommen geflasht.“

Doch Peter Lüder arbeitet neben dem Coaching noch an weiteren beruflichen Perspektiven. Bereits 2010 hatte er die „Berliner Redekurse“ gegründet, um dort offene Rhetorikkurse für Anfänger und Fortgeschrittene anzubieten. Er merkt, wie sehr es ihn motiviert, wenn Menschen wirklich etwas lernen wollen. Bei seinen Seminaren kann Peter seine Erfahrungen als Schauspieler und Regisseur perfekt mit seiner Trainererfahrung verknüpfen.

“Man muss sich trauen zu tun, was einem am Herzen liegt”

Eine weiteres Projekt, das Peter erfolgreich „nebenbei“ stemmt, ist sein 2014 im Redline-Verlag erschienenes Buch „Wie würde Johnny Depp präsentieren – Was Sie von Schauspielern für Ihren Vortrag lernen können“. Darin vermittelt er sein Wissen auf gut lesbare, humorvolle Art und Weise.

Peter würde vielleicht sagen, er sei eben „sehr fleißig“ gewesen. Doch dahinter steckt viel mehr. Es ist der innere Drang und vor allem die Fähigkeit, auf die eigene Intuition zu hören. Wo andere sich sagen „geht ja doch nicht“, krempelt Peter die Ärmel hoch und legt los. Er lässt sich nicht treiben, sondern gestaltet sein Leben so, dass es sich für ihn richtig anfühlt. „Ich habe über Jahre sehr hartnäckig daran gearbeitet, mit mir ins Reine zu kommen. Das war mein eigentlicher Antrieb durch alles. Man muss sich trauen zu tun, was einem am Herzen liegt. Dann schafft man auch die harten Momente.“

Mittlerweile ist aus den Berliner Rednerkursen eine „Ausbildung zum Redner und Speaker“ geworden, in denen Peter Menschen zu professionellen Vortragsrednern ausbildet. Aufgrund seiner Theaterexpertise erkennt Peter ganz genau, was seine Kunden brauchen, um echte Bühnenpersönlichkeiten zu werden und das Publikum zu begeistern. Sein Angebot ist in dieser Form einzigartig in Deutschland.

“Die Arbeit der letzten Jahre scheint aufgegangen zu sein”

Seit 2015 kann man über www.peterlueder.de diesen Kurs buchen, der über drei Wochenenden läuft und am vierten Wochenende in Form einer Veranstaltung mit zahlenden Zuschauern endet. „Wenn ich Redner trainiere, dann arbeiten wir immer an der Persönlichkeit. Das war schon bei der Schauspielerei so. Immer, wenn jemand auf der Bühne steht, scheint die Persönlichkeit stark durch. Und das ist beim Reden genau das gleiche.“ Dann bringt es Peter auf den Punkt und sagt: „Als Trainer wirst du für dein Thema gebucht, aber als Speaker für deine Person.“

Zum fünften Mal hat Peter die „Speakerausbildung“ bereits durchgeführt. Dabei macht er genau das, was er immer wollte: Er arbeitet intensiv mit den Menschen und kitzelt als Trainer aus ihnen heraus, welche Geschichte sie erzählen wollen. Als Drehbuchautor erarbeitet er mit ihnen eine fesselnde Dramaturgie; mit dem Schauspieler lernen sie, wie man sich auf der Bühne bewegt und mit dem Regisseur proben und optimieren sie ihren Auftritt. Peters komplettes bisheriges Berufsleben wird hier gespiegelt und macht ihn mit seinen Theaterwurzeln im undurchsichtigen Trainerdschungel zu etwas Besonderem.

Seit einigen Jahren steht Peter wieder öfter selbst als Redner und Key-Note-Speaker auf der Bühne. Seine Vorträge „Glück trotz Rückschlag“ oder auch „Wie würde Johnny Depp präsentieren“ sind Mutmacher, voller Humor und daher gut gebucht. Auch seine Kurse und Coachings laufen sehr gut. „Ich bin jetzt an einem Punkt, dass ich sogar Dinge absagen muss. Das ist sehr luxuriös und ungewohnt für mich. Die Arbeit der letzten Jahre scheint aufgegangen zu sein.“

Doch Stillstand gibt es natürlich nicht bei Peter. Sein Konzept hat er schon wieder um weitere Ideen ergänzt. Er wird offene Workshops für Absolventen seiner Rednerkurse und für weitere Interessenten anbieten. Ein erstes Sommercamp mit Improtheater und Vorträgen von verschiedenen Experten rund um den Rednerberuf hat er bereits durchgeführt – Fortsetzung folgt.

Demnächst in diesem Theater.

Kontakt:

Peter Lüder
Mehringdamm 77
10965 Berlin
Tel: 0176 4020 3141